zurück zur Übersichtsseite

Der Zweite Weltkrieg

1. September 2022
Vor 83 Jahren, am 1. September 1939 überfällt Deutschland das Nachbarland Polen, um den Lebensraum im Osten zurückzuerobern. Die anfängliche Skepsis bedingt durch die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg wird durch schnelle Siege beseitigt, doch die Euphorie währt nicht lange: Der lange Kriegszeitraum, die zunehmende Armut und die zunehmende Verzweiflung hinterlassen ein besiegtes, besetztes und weitgehend zerstörtes Deutschland.

Die Kriegsvorbereitungen

Mit der Machtübernahme durch das NS-Regime 1933 werden zunächst sozialpolitische Maßnahmen umgesetzt. Zusammen mit den außenpolitischen Erfolgend wächst die Zustimmung für die Nationalsozialisten innerhalb der deutschen Bevölkerung. Obwohl Hitler und sein Regime schon früh über eine „gewaltsame Eroberung von Lebensraum im Osten“ sprechen, wird auch die Aussage, dass ein neuer Krieg in Europa mit der „Vernichtung des Judentums“ enden würde, weder von der deutschen Bevölkerung noch vom Ausland ernst genommen.

Am 23. August 1939 wird der deutsch-sowjetische Nichtangriffsvertrag unterzeichnet, am 1. September 1939 beginnt die Strafaktion, die der Überfall auf Polen von der NS-Propaganda bezeichnet wird.

Der Überfall auf Polen

Ab März 1939 verschärfen sich die deutsch-polnischen Spannungen, vor allem, weil die deutsche Regierung den Anschluss der Freien Stadt Danzig an das Deutsche Reich fordert, genauso wie eine exterritoriale Verkehrsverbindung durch Polen nach Ostpreußen. Polen lehnt beides ab, so dass der deutsche Konfrontationskurs aggressiver wird. Die NS-Propaganda forciert die antipolnische Einstellung innerhalb der deutschen Bevölkerung durch fast tägliche Meldungen von Gewaltakten an der in Polen lebenden Minderheit sowie angeblichen Grenzverletzungen seitens Polen. Daher wird der Überfall auf Polen auch als gerechte Strafaktion für diese angeblichen polnischen Provokationen ausgelegt.

Am 17. September 1939 fiel dann auch noch die Rote Armee durch den geheim gehaltenen Hitler-Stalin-Pakt vom Osten her in Polen ein. Sodass innerhalb von fünf Wochen die polnischen Truppen besiegt waren. Auch wenn die polnischen Verbündeten Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, griffen sie nicht in die militärischen Handlungen ein. Die deutsche Besatzungspolitik in Polen stand unter dem Zeichen der Rassenideologie des NS-Regimes, unter der insbesondere die jüdische Bevölkerung litt: Eingepfercht in Ghettos, waren sie der Willkür und dem Terror der deutschen Besatzer hilflos ausgesetzt.

Die Westoffensive


Nach dem schnellen Sieg in Polen, folge nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens die deutsche Westoffensive am 10. Mai 1940. Nachdem zunächst die Benelux-Staaten erobert wurden, war der Weg nach Frankreich frei. Was zuvor im Ersten Weltkrieg nicht gelungen war, erfolgt nun: am 14. Juni 1940 wurde Paris nahezu kampflos eingenommen und rund eine Woche später kapitulierte Frankreich.

Westfeldzug 1940

Der nun folgende Krieg gegen Großbritannien stieß dann jedoch auf unerwarteten Widerstand. Trotz massiver Luftoffensiven und fünfstelligen Opferzahlen, erfolgte keine Kapitulation der Briten. Nach hohen Verlusten musste die deutsche Luftwaffe den Angriff auf Großbritannien im Frühjahr 1941 aufgeben. Nun konzentrierten sich die deutschen Truppen auf Italien und unterstützen den Partner, der seinerseits von Großbritannien militärisch herausgefordert wurde.

Kampf gegen die Sowjetunion

Am 22. Juni 1941 überfielen deutsche Truppen den bisherigen sowjetischen Partner und standen Ende 1941 siegessicher vor den Toren Moskaus. Unterstützt durch Schnee und Frost konnte die Rote Armee den Vormarsch stoppen, welcher als Vernichtungskrieg geführt wurde. Im Vordergrund stand die Eroberung von Lebensraum, mit der die Ausbeutung der dort lebenden Bevölkerung einherging. Viel schlimmer noch: Der Terror gegen die zivile Bevölkerung wurde zum täglichen Instrument in der deutschen Kriegsführung.

Im Sommer 1941 beschloss das NS-Regime die Vernichtung der Juden und deportiere Hundertausende europäische Juden in Lager, wo sie ermordet wurden. Doch erst mit der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 wurde dieser Völkermord systematisch koordiniert und durchgeführt.

Das Blatt wendet sich

Ab 1942 kämpfte das Deutsche Reich auf der einen Seite gegen eine Koalition bestehend aus USA, Großbritannien und Frankreich. Auch wenn die deutsche Wehrmacht im Sommer 1942 größere Landgewinne am südlichen Frontabschnitt der Sowjetunion verbuchen konnte, war die Kampfkraft der Alliierten überlegen und die deutsche Herrschaft in Europa begann zu schwinden. Stalingrad wurde zum Symbol der Kriegswende, als die Wehrmacht im Januar 1943 eine verlustreiche Niederlage kassierte, was die Moral vieler Deutscher zutiefst erschütterte. Obwohl Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 den Totalen Krieg ausrief und die Mobilisierung in personeller und materieller Hinsicht zu Höchstleistungen angespornt wurde, sollte die Moral der Deutschen durch systematische Flächenbombardierungen reiner Wohnviertel durch Großbritannien und der USA weiter gedämpft werden. Doch die gezielten Luftangriffe auf die zivile Bevölkerung steigerte den Hass auf den Feind und stärke den Durchhaltewillen – unterstützt durch die NS-Propaganda.

Kriegsende

Obwohl bereits 1943 die Niederlage Deutschland unabwendbar war, dauerte der Krieg noch weiter an: Im Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie, im September 1944 war Frankreich vollständig befreit. Nach dem die deutsche Offensive in den Ardennen im Winter 1944/1945 gescheitert war, besetzen alliierte Truppe große Gebiete im Westen des Deutschen Reiches. Im Januar 1945 erreichte die Rote Armee die Oder und Neiße, stand im April vor den Außenbezirken Berlins. In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1945 ende der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims, welche am 8. Mai 1945 in Kraft trat, auch wenn es in den folgenden Tagen noch zu einzelne Kampfhandlungen zwischen deutschen Verbänden und sowjetischen Truppen kam.

In der Hauptstadt Berlin wurde bereits am 2. Mai 1945 im Schulenburgring 2 von General Weidling der Befehl unterzeichnet, alle Kampfhandlungen sofort einzustellen. Daraus resultiert das wohl berühmteste Bild vom Kriegsende: Soldaten hissen die Flagge der Sowjetunion auf dem Reichstagsgebäude.

Die Sowjetfahne über dem Reichstag

Trotzdem ist der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei: Durch den japanischen Angriff auf Pearl Harbor, Hawaii, am 7. Dezember 1941 begann der Zweite Weltkrieg im Pazifik Raum zwischen Japan und den USA. Auch wenn Deutschland als Verbündeter von Japan darauf hin am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg erklärte, war das Bündnis zu schwach: Japan kämpfte in Südostasien und im südwestlichen Pazifik, während Deutschland in Europa und Nordafrika agierte. Nach der deutschen Kapitulation konnte die USA ihre Truppen und Kampfhandlungen auf den pazifischen Raum konzentrieren. Doch erst in Folge der Atombombenabwürfe auf Hiroshima am 6. August und auf Nagasaki am 9. August 1945 kapitulierte die japanische Regierung am 2. September 1945.

Pazifikkrieg

Das Erbe

In Folge des Zweiten Weltkriegs wurden entlang der Frontverläufe Dörfer und Städte zerstört, die Luftangriffe zerstörten Städte, Infrastrukturen und Versorgungseinrichtungen. Die Zahl der Kriegsopfer lässt sich nur schätzen und beläuft sich weltweit auf über 65 Millionen Menschen, wobei mehr zivile Opfer zu beklagen sind als getötete Soldaten bei Kampfhandlungen. Die erlittenen Traumata unter den überlebenden Soldaten, Kriegsgefangenen und in der zivilen Bevölkerung sind bis heute nicht vollständig aufgearbeitet. Viele Kriegsverbrechen, die als Spezialoperationen getarnt und unter Verschluss gehalten wurden, kommen erst langsam zum Vorschein. Dabei drängt die Zeit, denn die Kriegsgeneration stirbt aus und exklusive Zeitzeugenberichte werden immer spärlicher. Millionen Menschen sind auf der Flucht, weil sie aus ihrer Heimat vertrieben werden. Vor allem die deutschen Minderheiten aus Russland, Polen und der Tschechoslowakei flüchten nach Deutschland. Aber auch die Narben der alliierten Besatzungsmacht in Deutschland, die separate Entwicklung von BRD und DDR und die Widervereinigung beider deutscher Staaten 1989 sind noch heute spürbar.

Quellen: lebendiges museum online, wikipedia & Morgenpost


Neuste Beiträge

4. September 2024
Während bis ins 18. Jahrhundert so genannte Personenstandsfälle wie Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle ausschließlich bei der zuständigen Kirche gemeldet und in Kirchenbüchern eintragen wurden, führte Napoleon Bonaparte mit dem 1804 veröffentlichten Code Civil in den französischen Gebieten das Zivilrecht ein. Damit mussten Personenstandsfälle nun auch bei entsprechenden Ämtern gemeldet werden. In Deutschland wurden die ersten Standesämter bis 1808 im französisch besetzten Rheinland eingeführt, das Älteste ist von 1792. Diesem Beispiel folgten nach und nach die andere deutschen Staaten so beispielsweise 1870 das Großherzogtum Baden, ab dem 1. Oktober 1874 Preußen und am 01.01.1876 das restliche Gebiet des Deutschen Kaiserreiches. Jede kreisfreie Stadt sowie jeder Landkreis haben heute ein eigenes Standesamt, während in Großstädten oft in jedem einzelnen Stadtteil ein Standesamt eingerichtet ist. Die Aufgaben sind jedoch überall gleich: gemeldete Geburten und Sterbefälle werden im jeweiligen Geburts- bzw. Sterberegister eingetragen und eine Urkunde über den Vorfall ausgestellt. Darüber hinaus werden die Eheschließungen durchgeführt und ebenfalls im Register erfasst sowie die Heiratsurkunde dem Brautpaar übergeben. Bis Ende 2008 existierten darüber hinaus in Baden-Baden, Berlin, Hamburg und München Hauptstandesämter für Personenstandsfälle, bei denen das Ausland betroffen war. Aufgrund der wechselhaften Geschichte Deutschlands wurden einst selbstständige Gemeinden zu Landkreisen zusammengefasst oder in größere Städte eingemeindet. Zudem werden die Register oft nach der Schutzfrist (Geburten 110 Jahre, Eheschließungen 90 Jahre und Sterbefälle 30 Jahre) vom Standesamt an das zuständige Stadt- oder Landesarchiv übergeben. Eine gute Hilfestellung bieten daher die Ortsartikel auf GenWiki, wo Familienforschende ihre Rechercheergebnisse dokumentiert haben. Quelle: wikipedia
21. August 2024
Wer kennt das nicht: man findet Familienfotos, unsortiert und undatiert und muss nun versuchen mühsam die abgebildeten Personen zu identifizieren und das Entstehungsjahr einzuschätzen. Für letztes gibt es nun ein hilfreiches Tool auf MyHeritage – der PhotoDater. PhotoDater ist eine künstliche Intelligenz, die allen MyHeritage Nutzenden zur Verfügung steht. Das System wurde mit zehntausenden historischen Fotos trainiert und kann die Entstehungszeit anhand von Möbeln, Kleidern, Frisuren, Gesichtsbehaarung und anderen Objekten einordnen. Laut Anbieter ist eine Einordnung in den Zeitraum zwischen 1860 und 1990 möglich. Als Nutzender von MyHeritage muss das Bild zunächst in das persönliche Fotoalbum geladen werden. Sobald das Bild angeklickt wird, startet PhotoDater im Hintergrund automatisch und gibt eine Schätzung des Aufnahmedatums ab, sobald genügend Informationen im Motiv gefunden wurden. Klickt man nun das geschätzte Aufnahmedatum an, werden Informationen zu möglichen Abweichungen und der Zuverlässigkeit angezeigt. Sofern das Foto eine schlechte Qualität hat oder die abgebildeten Personen und Gegenstände unscharf sind, kann keine Aufnahmeschätzung abgegeben werden. Weitere Informationen finden sind im MyHeritage Blog. Quellen: Computergenealogie 4/2023 und blog.myheritage.de/2023/08/photo-dater/
7. August 2024
Pizza und Pasta vom Lieblingsitaliener an der Ecke – na klar, die italienische Küche ist aus keiner deutschen Stadt mehr wegzudenken. Über eine halbe Millionen Menschen mit italienischer Staatsbürgerschaft leben in Deutschland. Weit mehr wurden in den letzten Jahrzehnten eingebürgert oder haben italienische Vorfahren, ohne es bisher zu wissen. Denn schon früh begannen italienische Kaufleute, Baumeister oder Handwerker ihre Heimat zu verlassen und sich in anderen Ländern anzusiedeln. Auch Deutschland war ein beliebtes Auswanderungsgebiet, aber auch die USA, Uruguay und Argentinien war für Italiener ein Ziel, um der alten Heimat zu entfliehen und neu anzufangen. Das Interesse an der Familienforschung in Italien war bisher eher geringer, erst in den letzten Jahrzehnten hat die Ahnenforschung dort an Popularität hinzugewonnen. Neben FamilySearch, Ancestry und MyHeritage erschließen heute auch immer mehr Freiwillige die Kirchenbücher und Personenstandsregistern der italienischen Archive. Antenati (antenati.cultura.gov.it) ist das digitale Archivportal der staatlichen Register, wo in zahlreichen Archiven und Zentralinstituten nach Familiennamen, Orte oder anhand von Daten gesucht werden kann. Hat man einen Treffer, dann ist der Weg zur Urkunde oder dem Dokument geebnet, auch wenn bisher erst ein kleiner Teil der Urkunden digital erschlossen ist. Freiwillige zum Indexieren der bisher noch nicht erschlossenen Dokumente werden immer noch gesucht. Das moderne Italien ist in 20 Regionen unterteilt, wobei fünf einen Sonderstatus haben wie beispielsweise die autonome Region Trentino-Südtirol. Die Regionen wiederum sind in Provinzen und Metropolitanstädte unterteilte und unterhalten heute eigene Archive. Bei der Recherche ist darüber hinaus wichtig, die drei historischen Perioden zu unterscheiden, in denen je nach Region die moderne Personenstandsregistrierung eingeführt wurde: Die erste sogenannte napoleonische Zivilstandsregistrierung wurde 1806-1815 nach dem Abzug der Franzosen angeordnet, zwischen 1815 und 1865 in der Zeit der Restauration jedoch wieder abgeschafft und in die Hände der Pfarrer übergeben, bis 1865 die staatliche Personenstandserfassung eingeführt wurde. Um hier den Überblick zu behalten kann ItalianParish Records (www.italianparishrecords.org) helfen, wo bereits zahlreiche Links zu Indexdateien von Kirchenbüchern und Personenstandsregistern zu finden sind. Quellen: Computergenealogie 2/2023
24. Juli 2024
Seit Februar 2018 können türkische Staatsbürger über eine Regierungswebsite online nach ihren Vorfahren recherchieren. Doch das Thema Familienforschung löst nicht nur Freude und Euphorie aus, sondern ist auch ein politisches Streitthema. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges zerschlugen die Alliierten das türkische Sultanat, sodass Teile des Landes von da an unter fremder Verwaltung standen. Mustafa Kemal, der Vater der modernen Türkei, organisierte den Widerstand und vertrieb die Griechen von der Westküste der heutigen Türkei. Er erreichte, dass das Land 1923 seine Souveränität zurückerhielt, und wurde der erste Präsident. Er trennte nicht nur Religion und Staat voneinander, sondern schaffte die arabische Schrift 1928 zugunsten der lateinischen ab und führte die staatliche Eheschließung ein.
von Jessica 10. Juli 2024
Wer heute in Berlin-Wittenau unterwegs ist, findet an der Oranienburger Straße einen parkähnlichen Garten mit einzelnen Bauten, in dem seit über 100 Jahren die Nervenklinik Karl-Bonhoeffer untergebracht ist. Die Geschichte der Anstalt ist wechselhaft und schwankt zwischen Schrecken und Hoffen …  1869 erwarb die Stadt Berlin das nördlich gelegene Gut Dalldorf mit dem Ziel hier die städtische „Irrenanstalt“ zu errichten. Hermann Blankenstein, Berliner Stadtbaumeister, wurde beauftragt, die „Irren- und Idiotenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf“ zu entwerfen und zu bauen. Blankenstein ließ mehrere Einzelgebäude aus rotem Ziegelstein errichten, darunter das Haupt- und Verwaltungsgebäude, die Krankenhausgebäude, das Maschinenhaus, den Wasserturm sowie Wäscherei und Werkstätten. Außerdem ließ er einen Landschaftspark anlegen, sodass die Patienten im Grünen und mit mehr Freiraum, als es die innerstädtische Einrichtung zuließ, schneller zu genesen. Denn nicht nur die Anlage entsprach der Modernen, auch der Umgang mit den Patienten wurde modernisiert. Statt die Kranken in gefängnisähnlichen Bauten wegzusperren, entwickelten Psychiater der Charité Methoden der sogenannten freien Behandlung. Dabei wurde auf Zwangsjacken, Stuhl- und Bettfesseln verzichtet: Stattdessen wurden die arbeitsfähigen Patienten aufgemuntert in den Werkstätten des Hauses oder in den umliegenden Gärten zu arbeiten sowie Ausflüge und Feste organisiert. Besucher konnten jederzeit empfangen werden. Um eine Abgrenzung von der Nervenklinik zu erzielen, forderten die Einwohner Dalldorfs 1925 eine Umbenennung ihres Dorfes in Wittenau, der Name wurde später jedoch auch von der Nervenklinik übernommen. Die Nationalsozialisten hatten eine Ideologie und Politik, die von der menschenverachtenden Rassenlehre geprägt waren. Die arische Rasse sollte vor „minderwertigen“ Rassen geschützt werden, wozu auch psychisch kranke oder behinderte Menschen nach Ansicht der Nationalsozialisten gehörten. Auch wenn gezielte Tötungen von Menschen in Nervenheilanstalten nicht nur in Wittenau bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges vermutet, jedoch bisher nicht nachgewiesen sind, fanden diese ab 1933 nun gezielt statt. Diese Euthanasie-Morde wurden bis 1945 zunehmen systematischer durchgeführt. In den Wittenauer Heilstätten wurden selbst keine Massenermordungen durchgeführt, jedoch Transporte nach Obrawalde in Posen von Patienten veranlasst, die dort ums Leben kamen. Auf dem Anstaltsfriedhof wurden zwischen 1880 und 1958 in der Klinik verstorbene Patienten sowie auf eigenem Wunsch auch Pflegekräfte und Ärzte beigesetzt. Hier liegen vermutlich auch Tausende in der NS-Zeit Verstorbene begraben. Der Freundeskreis Alter Anstaltsfriedhof und der Verein totgeschwiegen bemühen sich seit den 1990er Jahren um Aufarbeitung dieser dunklen Vergangenheit. 1945 befreiten russische Soldaten Wittenau und somit auch die Anstalt. Nach der Teilung Berlins waren die Wittenauer Heilstätten lange Zeit neben der Psychiatrischen Klinik der Charité das einzige psychiatrische Krankenhaus in West-Berlin. 1957 folgte die Umbenennung in Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Seit 2026 ist auf dem Gelände die psychiatrische Ambulanz, die Vivantes-Verwaltung sowie mehrere Tochterfirmen und das Krankenhaus des Maßregelvollzuges untergebracht. Außerdem sind Teile des Geländes an Vereine, Institute und Privatunternehmen vermietet. Quelle: Broschüre des Bezirksamtes Reinickendorf von Berlin & wikipedia
26. Juni 2024
Im Mittelalter entwickelten sich immer mehr größere Ansiedlungen, die nach und nach das Stadtrecht erhielten. Gab es um 1100 in Mitteleuropa nur einige hundert Städte, kam es in den folgenden 250 Jahren aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwunges zu immer mehr Stadtgründungen. Da sich die Bewohner hier nicht mehr selbst versorgten, sondern durch Handwerk, Handel oder Verwaltungsarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienten, wurde es notwendig, einen Überblick zu erhalten, wie viele Bürger mit Nahrungsmittel und Waren versorgt werden musste, wie viele Wehrpflichte zur Verfügung standen und vor allem wie hoch die zu erwarteten Steuereinnahmen sein würden. Daher wurden Personenverzeichnisse angelegt über den Teil der städtischen Bevölkerung, die das Bürgerrecht und damit einhergehende Bürgerpflichten innehatten. Um das Bürgerrecht zu erhalten, musste man häufig einen gewissen Grundbesitz sowie eine Mindestvermögen vorweisen bzw. einen Einkommensnachweis vorlegen. Außerdem musste das Bürgerrecht durch die Entrichtung eines Bürgergeldes erkauft werden. Damit erhielt man den Status eines Bürgers und hatte das Recht, ein Gewerbe nachzugehen sowie an Wahlen teilzunehmen, jedoch auch die Pflicht Steuern zu zahlen und im Verteidigungsfall seinen Beitrag zu leisten. Heute gibt es Bürgerbücher meistens nur noch für Ehrenbürgerschaften, wenn sich Personen besonders um ihre Stadt verdient gemacht haben. Bürgerbücher reichen oft zeitlich weit vor die Einführung von Kirchenbüchern und sind daher eine wertvolle Quelle für die Familienforschung. Auch geben sie Auskunft zu Einkommen und Wohlstand der Vorfahren. Jedoch konnten nicht alle Personen aus den oben genannten Gründen das Bürgerrecht erwerben, sodass sie nur einen privilegierten Teil der städtischen Bevölkerung umfassen. Einwohnerlisten sind dagegen vollständiger – wurden jedoch nicht jährlich erhoben. Einen Blick in das Bürgerbuch kann dennoch nicht schaden. Quelle: Computergenealogie 3/2023 & wikipedia