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Versiegte Quellen für die Ahnenforschung durch den Dreißigjährigen Krieg

Jessica • Nov. 03, 2019
Vor rund 400 Jahren begann in Europa der Dreißigjährige Krieg, der für die meisten Familienforscher das Ende der Quellen bedeutet. Doch warum genau?

Der Dreißigjährige Krieg – ein kurzer geschichtlicher Abriss

Darstellung des Zweiten Prager Fenstersturz aus dem Theatrum Europaeum
Am 23.05.1618 begann mit dem Prager Fenstersturz der offene Ausbruch des Aufstandes der protestantischen böhmischen Stände, die gegen die Rekatholisierungsversuche des böhmischen Königs aus dem Haus Habsburg auflehnten. Der Dreißigjährige Krieg begann als Religionskrieg, doch da der böhmische König gleichzeitig auch römisch-deutscher Kaiser war, wurde er auch zu einem Krieg auf Reichsebene zwischen dem Kaiser und seinen dynastischen Interessenkonflikten mit anderen Mächten in Europa.
Zwischen 1618 bis 1948 wurden somit insgesamt vier Konflikte nacheinander ausgetragen, die den Dreißigjährigen Krieg in vier Phasen aufteilt, benannt nach den jeweiligen Gegnern des Kaisers: Böhmisch-Pfälzischer (1816-1823), Dänisch-Niedersächsischer (1623-1629), Schwedischer (1630-1635) und Schwedisch-Französischer (1635-1648) Krieg.
Am 24.10.1648 endete der Dreißigjährige Krieg durch den Westfälischen Frieden, der die Machtbalance zwischen Kaiser und Reichsständen neu festlege und Grundlage für eine neue Verfassungsordnung wurde. Darüber hinaus musste das Heilige Römische Reich Gebiete an Frankreich und Schweden abtreten und die Vereinigten Niederlande sowie die Schweizerische Eidgenossen traten aus dem Reichsverband aus.
Mitteleuropa am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.
Das Heilige Römische Reich nach dem Westfälischen Frieden

Die Leidtragenden des Krieges

Wie bei jedem Krieg litt vor allem die Bevölkerung unter den Machtkämpfen des Kaisers. Heere mussten zusammengestellt werden, was bedeutete, dass jeder Kleinstaat Männer und männliche Jugendliche abstellen musste. Dies waren meistens Bauern, denn ein ständiges Heer wie wir es heutzutage kennen, gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Die Truppen wurden mit Söldnern aufgefüllt, die Mal für die eine und mal für die andere Seite kämpften, je nachdem, welcher Herrscher gerade mehr Sold bezahlte.
Da die Kriegshandlungen hauptsächlich auf deutschem Boden ausgetragen wurden und je nachdem wie viele Kampfhandlungen in den jeweiligen Gebieten stattfanden, variierten auch die Opferzahl unter der zivilen Bevölkerung und die Plünderungen. Gemeinden durch die viele Heereszüge zogen wie beispielsweise die Pfalz, Mecklenburg, Pommern, Württemberg oder Thüringen wurden von den Plünderungen häufiger heimgesucht. Magdeburg wurde sogar dabei sogar fast vollständig zerstört und so gut wie alle Einwohner getötet. Hamburg hingegen wurde von Kampfhandlungen weitestgehend verschont und blühte als Handelsmetropole auf.

Verlust von Kulturgütern = versiegte Quellen für die Genealogie

Wie in jedem Krieg wurden auch im Dreißigjährigen Krieg viele Kulturgüter zerstört. Die protestantische Kirche dokumentierte bereits seit rund 100 Jahren, die katholischen Gemeinden seit rund 50 Jahren (seit dem Konzil von Trient 1563) alle Taufen, Eheschließungen und Todesfälle. Diese ersten Kirchenbücher sind durch Plünderungen und Zerstörungen für immer verloren und aufgrund der Notlage der Bevölkerung und der hohen Opferzahlen konnte auch nicht immer jede Pfarrstelle im Land besetzt werden.
Damit kann auf jeden Fall gesagt werden: Die Genealogie beginnt oder endet – je nach Blickwinkel – durch den Dreißigjährigen Krieg. Denn Kirchenbücher und andere schriftliche Quellen auf deutschem Boden sind vor 1618 so gut wie nicht mehr vorhanden.
Quelle: Wikipedia
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