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Kalender und mögliche Auswirkungen auf die Familienforschung

14. Juli 2019

Es kling paradox, aber nicht immer war der heutige Tag auch der heutige Tag im Sinne des Kalenders. Die Zeitrechnung, wie wir sie heute kennen und tagtäglich verwenden, wurde erst 1582 eingeführt und die Umstellung erfolgte auch nicht von heute auf morgen.


Doch beginnen wir am Anfang: Bereits vor 3000 Jahren v. Chr. wurde in Mesopotamien ein Kalender verwendet, belegt anhand einer gefundenen Steinplatte, und in Schottland wurde eine Grubenreihe aus dem 8. Jahrtausend v. Chr. gefunden, mit deren Hilfe man anhand von Sonne und Mond eine Zeitbestimmung vornehmen konnte. Römer, Ägypter, Babylonier und viele weitere Völker entwickelten unabhängig voneinander ein Kalendersystem. Alle basierten auf ihren religiösen Weltanschauungen, regionalen Gegebenheiten und auf Beobachtungen. Denn alle Völker erkannten eine Regelmäßigkeit der Natur: Ein Tag beginnt mit Sonnenaufgang und endet mit dem Sonnenuntergang; der Mond änderte seine Größe und der Stand der Sonne veränderte sich. Daraus entwickelten Mathematiker und Astronomen ihre jeweiligen Kalender.


In unserem heutigen (gregorianischen) Kalenders finden sich Merkmale verschiedener anderer Kalendersysteme. Augenscheinlich sind hierbei die Bezeichnungen der Monate wie Juli (nach Julius Cäsar) oder August (nach Kaiser Augustus). In den Anfängen hatte der Römische Kalender 355 Tage, begann im März und jeder Monat fing mit dem Neumond an. 45 v. Chr. Reformierte Julius Cäsar den Kalender und führte den Julianischen Kalender mit 365 Tage ein, wobei alle 4 Jahre ein Schaltjahr mit einem weiteren Tag eingeschoben wurde.


Doch auf Dauer stimmte dieser Kalender auch nicht mehr mit dem Lauf der Sonne überein. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hinkte daher der Julianische Kalender der tatsächlichen Zeit um 10 Tage hinterher. Dies liegt daran, dass ein Sonnenjahr 11 Minuten zu lang ist im Gegensatz zum astronomisch vorgegebenen Jahr. Auf Grund dieser Ungenauigkeit wurde 1582 von Papst Gregor XIII. eine erneute Reform angekündigt, durch die 10 Tage im Kalender gestrichen wurde, sodass man nun wieder auf der tatsächlichen Zeit war. Außerdem wurde verfügt, dass das Schaltjahr in allen Jahren gestrichen wird, in denen die Jahreszahl durch 100 aber nicht durch 400 teilbar ist. Die Abweichungen sind damit nicht komplett „gestrichen“, aber erst nach mehr als 3.000 Jahren muss die nächste Anpassung durch einen weiteren Schalttag durchgeführt werden.

Ewiger gregorianischer Kalender

Die Einführung dauerte jedoch seine Zeit, denn das Christentum war gerade in einer tiefen Krise und mit der Spaltung von Katholiken und Protestanten beschäftigt, letztere waren natürlich nicht erfreut darüber, dass ausgerechnet das katholische Oberhaupt diese Reform verkündet hatte. Und so vergingen regional mehr als 100 Jahre, bis alle die gleiche offizielle Zeit nutzen. 


Obwohl die Gregorianische Zeitrechnung heute gilt, leben religiöse Gemeinschaften immer noch nach „ihrer“ Zeit. Der Jüdische Kalender wird auch heute noch verwendet, ebenso der Julianische Kalender, der von den orthodoxen Christen zur Berechnung des Osterfests genutzt wird.


Wer in Europa forscht, muss bei der Recherche im Archiv daran denken, dass in den protestantischen Gebieten die letzte Umstellung auf den Gregorianischen Kalender erst 1700 erfolgt. Hier folgt auf den 18.02.1700 gleich der 01.03.1700. Davor kann es regionale Unterschiede geben – selbst bei Kirchenbüchern innerhalb einer Gemeinde, je nachdem, ob man ein katholisches oder protestantisches Kirchenbuch in der Hand hält. Eine hilfreiche Übersicht, der Umstellungen findet man auf genwiki (wiki-de.genealogy.net/Gregorianischer_Kalender).


Quelle: genwiki & wikipedia


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