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Albert Ballin – Der Mann, der die Hapag prägte

17. August 2022
Er gilt als Erfinder der Kreuzfahrten und machte die Hapag zur größten Reederei: Mit seiner Zukunftsvision für die Schifffahrt sowie einem guten Gespür für Innovationen war er einer der ersten deutschen Topmanager – und das, obwohl er während des Deutschen Kaiserreiches als jüngstes Kind eines mittellosen jüdischen Arbeiters geboren wurde und somit die Voraussetzungen für einen gesellschaftlichen Aufstieg eher schlecht waren.

Ein Leben als Vermittler für Auswanderer-Passagen

1857 wurde Albert Ballin in Hamburg geboren, wo er nach dem Abschluss der Schulausbildung 1874 in die Auswandereragentur Morris & Co einstieg, welche sein Vater gegründet hatte. Nach dem Tod des Vaters wurde er mit 22 Jahren Teilhaber der Agentur. In der Agentur wurden nicht nur die Hauptpassagen vor allem in die neue Welt vermittelt, vielmehr wurden auch Zubringerpassagen nach Großbritannien angeboten, von wo aus anfänglich die meisten Schiffe nach Nordamerika ablegten. Bedingt durch den Konkurrenzkampf unter den Agenturen sanken die Preise, was vor allem die deutschen Reedereien zu spüren bekamen.

Der geschäftstüchtige Ballin sah langfristig in der Vermittlung der Passagen keine Wachstumschancen. Vielmehr wollte er direkt in das Geschäft mit den Emigranten einsteigen. Diese Chance bot sich, als er Kontakt mit Edward Carr kam: Dieser hatte zwei Dampfer, die er eigentlich als Frachter einsetzen wollte. Ballin überzeugte ihn jedoch, diese zu einem einfachen Passagierschiff umzubauen. Es gab zwar nur große Mehrzweckräume, jedoch hatten die Passagiere Zugang zu den offenen Decks, was auf anderen Schiffen ausschließlich den Kajüten-Passagieren vorbehalten war. Außerdem lagen sie mit einem Ticketpreis von nur 82 Mark pro Kopf deutlich unter dem Konkurrenzangebot auf der Atlantikpassage. Schnell konnte die Flotte von zwei auf sechs Schiffe erweitert werden. 1882 schickten Carr und Ballin rund 12.200 Emigranten auf die Reise, was 17 % des gesamten Hamburger Auswandererverkehrs ausmachte. Der größte Konkurrent, die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) wurde zunehmend nervös!

Auswanderer um 1850

Der Ein- und Aufstieg bei der Hapag

Der nächste Schachtzug von Ballin bestand in einem Zusammenschluss mit dem Reeder Robert Miles Sloman jr. Zur Union Linie und einem weiteren Absenken des Ticketpreises pro Passage, die danach bei 60 Mark lag. Ballins erklärtes Ziel war nicht, Gewinne zu erzielen, sondern vielmehr die Konkurrenz der Packetfahrt zu ruinieren. Dieses Ziel erreichte er, denn die Aktionäre der Hapag rebellierten und der Vorstand der Hapag trat zurück. 1886 kam es zur Verständigung einerseits zwischen der Union Linie und der Hapag und andererseits zwischen Hapag und Ballin direkt. Nun war Ballin am Ziel: Er wurde der Leiter der neuen Passagierabteilung bei der Hapag.

Als ersten Schritt in seiner neuen Position wertete er die Zwischendecks für die ärmeren Auswanderer auf. Bisher sahen viele Reedereien die Bevölkerungsschicht als ‚Frachtgut‘ an. Nun ließ Ballin kleine Kabinen in den bisherigen Massenschlafsälen einziehen und elektrisches Licht installieren. Die Investition zahlte sich schnell aus, denn auch die ärmeren Reisenden waren bereit etwas höhere Preise für die Passagen zu zahlen, um so den Hygienerisiken auf den Massendecks zu entkommen. Gleichzeitig investierte Ballin in neue Doppelschrauben-Schnelldampfer, die zwar auch schneller jedoch auch deutlich zuverlässiger waren als die bisherigen Einschraubenschiffe. Doch Ballin setzte auch noch auf weiteren Luxus: Starköche, Fitnessräume und Unterhaltungsprogramme boten den Reisenden Zerstreuung. Doch ein Problem blieb: Der Winter!


Die Idee der Kreuzfahrt wird geboren

Im Winter war die Fahrt über den Atlantik zu rau und somit für die Emigranten unattraktiv. Die meisten Schiffe lagen dann nutzlos in den Häfen. Ballin kam darauf hin die Idee, die Schiffe, statt über den Atlantik, in den Wintermonaten in wärme Gewässer zu bringen. Daraufhin bot er am 22.01.1891 eine „Excursion“ ins Mittelmeer mit der „Augusta Victoria“ ab Cuxhaven an – für ohnehin Betuchte sowie mit Unterhaltungsprogramm und Landausflügen. Da auch Journalisten eingeladen waren, gewann die Hapag durch Reisereportagen ein positives Image und die Hapag schnürte immer exklusivere Reisepakete.

Der Idee der Reisepakete übertrug Ballin – mittlerweile Generaldirektor der Hapag – auch auf die Atlantikpassagen für die Emigranten: 1901 wurde im Hamburger Stadtteil Veddel die Auswandererhallen eröffnet. In einem riesigen Komplex, der später auch Ballin-Stadt genannt wurde, entstanden Unterkünfte, in denen bis zu 5.000 Emigranten gegen ein geringes Entgelt die notwendigen zwei Wochen Quarantäne vor der Überfahrt verbringen konnten.

Die Zerstörung seines Lebenswerkes


In den nächsten Jahren wurde die Seefahrt zunehmen politisch: Ballin, ein erklärter Anhänger des Kaisers, schreckte dabei auch vor fragwürdigen Geschäften nicht zurück und verkaufte beispielsweise während des russisch-japanischen Krieges 1904/1905 ältere Schiffe der Hapag-Flotte an Russland, damit diese damit den japanischen Handel zerstören konnten. Ein klarer Verstoß gegen die deutsche Neutralität. Auch gegen Absprachen mit anderen Reedereien nahm Ballin vor und teilte sich die Passagiere unter anderem mit der Norddeutschen Lloyd und zwei niederländischen Linien auf. Eine Kartellbehörde gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Dann brach der Erste Weltkrieg aus und Ballin sah sein Lebenswerk zerfallen. Durch den Eintritt der Briten in den Ersten Weltkrieg begann der Kampf auf dem Meer und die Zerstörungen auf dem Festland nahmen zu. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft machte auch vor der Hapag nicht halt, die sich in den folgenden Jahren nur notdürftig durch Staatskredite über Wasser halten konnte. Viele Schiffe lagen im Ausland, wurden versenkt oder später als Reparationsgut einbehalten. Ballin wurde zusehends niedergeschlagen und nahm am Abend des 8. November 1918, nach der Bekanntgabe der Abdankung von Wilhelm II. als deutscher Kaiser, eine Überdosis Beruhigungsmittel. Er starb am Tag darauf.

Das Erbe Ballins

Albert Ballin hat den modernen Begriff des Selfmademans geprägt und auch wenn sein Augenmerk auf dem Erfolg der Hapag lag, so hat er doch Millionen Menschen zu einer Auswanderung und vielleicht auch zu einem neuen Leben verholfen. Obwohl er ein klares Konzept zur Gewinnoptimierung verfolgte, wurden durch ihn nicht nur die hygienischen Bedingungen auf der Überfahrt in die Neue Welt verbessert. Dadurch starben zunehmend weniger Menschen auf Hoher See und erreichten ihre neue Heimat.

Panoramaansicht des Auswanderermuseums „BallinStadt“

Seit dem 5. Juli 2007 wurde ein Teil des Komplexes in Hamburg Vedel als Auswanderermuseum Hamburg BalinStadt eröffnet.

Quellen: Spiegel Geschichte Nr. 1/2022, wikipedia & BallinStadt


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26. Juni 2024
Im Mittelalter entwickelten sich immer mehr größere Ansiedlungen, die nach und nach das Stadtrecht erhielten. Gab es um 1100 in Mitteleuropa nur einige hundert Städte, kam es in den folgenden 250 Jahren aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwunges zu immer mehr Stadtgründungen. Da sich die Bewohner hier nicht mehr selbst versorgten, sondern durch Handwerk, Handel oder Verwaltungsarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienten, wurde es notwendig, einen Überblick zu erhalten, wie viele Bürger mit Nahrungsmittel und Waren versorgt werden musste, wie viele Wehrpflichte zur Verfügung standen und vor allem wie hoch die zu erwarteten Steuereinnahmen sein würden. Daher wurden Personenverzeichnisse angelegt über den Teil der städtischen Bevölkerung, die das Bürgerrecht und damit einhergehende Bürgerpflichten innehatten. Um das Bürgerrecht zu erhalten, musste man häufig einen gewissen Grundbesitz sowie eine Mindestvermögen vorweisen bzw. einen Einkommensnachweis vorlegen. Außerdem musste das Bürgerrecht durch die Entrichtung eines Bürgergeldes erkauft werden. Damit erhielt man den Status eines Bürgers und hatte das Recht, ein Gewerbe nachzugehen sowie an Wahlen teilzunehmen, jedoch auch die Pflicht Steuern zu zahlen und im Verteidigungsfall seinen Beitrag zu leisten. Heute gibt es Bürgerbücher meistens nur noch für Ehrenbürgerschaften, wenn sich Personen besonders um ihre Stadt verdient gemacht haben. Bürgerbücher reichen oft zeitlich weit vor die Einführung von Kirchenbüchern und sind daher eine wertvolle Quelle für die Familienforschung. Auch geben sie Auskunft zu Einkommen und Wohlstand der Vorfahren. Jedoch konnten nicht alle Personen aus den oben genannten Gründen das Bürgerrecht erwerben, sodass sie nur einen privilegierten Teil der städtischen Bevölkerung umfassen. Einwohnerlisten sind dagegen vollständiger – wurden jedoch nicht jährlich erhoben. Einen Blick in das Bürgerbuch kann dennoch nicht schaden. Quelle: Computergenealogie 3/2023 & wikipedia